He­te­ro­ge­ni­tät der ma­the­ma­ti­schen Vor­kennt­nis­se und Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tun­gen von Stu­di­e­n­an­fän­ger/in­nen in wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen Stu­dien­gän­gen

Ziele des Projektes 

Gegenstand des Projektes sind Selbstwirksamkeitserwartungen der Studienanfänger/innen in Bezug auf die eigenen mathematischen Kenntnisse und damit zusammenhängende Variablen wie Motivation, Interesse, Einstellung, Selbsteinschätzung, Lernstrategien und Arbeitsverhalten. Anhand von Eingangstests, Zwischentests und Fragebögen werden diese Variablen erfasst und auf ihren Zusammenhang zur Leistung und Leistungsentwicklung untersucht. Ausgehend von den gewonnenen Daten und Erkenntnissen werden zielgruppenspezifische Lehrinnovationen entwickelt, eingeführt, ausgewertet und verglichen.

Bisherige Ergebnisse 

Auf der Basis von Daten einer Befragung und eines Eingangstests aus dem Wintersemester 2010/11 wurde untersucht, wer an einem Vorkurs Mathematik für Wirtschaftswissenschaften teilnimmt und welchen Einfluss der Besuch auf den Erfolg bei einem Eingangstest hat. Zwei wesentliche Ergebnisse: Am Vorkurs nehmen leistungsschwache Studierende im Vergleich zu leistungsstarken Studierenden relativ seltener teil. Hintergrund ist hier, dass leistungsschwache Studierende seltener ein Abitur vorweisen können. Zudem zeigen sich ein starker positiver Einfluss des Vorkurses auf die Leistungen in dem Eingangstest, wenngleich weitere sozio-demografische Variablen und insbesondere die Art des Schulabschlusses eine wesentliche Rolle spielen. Detaillierte und weitere Ergebnisse sind in Voßkamp & Laging (2014) dokumentiert.

Auf Basis einer ähnlichen Datengrundlage aus dem Wintersemester 2011/12 wurde die Nutzung der (semesterbegleitenden) fakultativen Angebote untersucht. Es konnten vier Nutzertypen klassifiziert und beschrieben werden, die große Ähnlichkeiten  zu den Lerntypen nach Creß & Friedrich (2000) aufweisen:

  • Selbst-Lerner: Sie gehen fast nie ins Tutorium und zeigen relativ hohe Anstrengung, Regelmäßigkeit, Persistenz. Sie haben hohes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und bilden die leistungsstärkste Gruppe. 
  • raditionelle Lerner: Sie  nutzen überwiegend die traditionellen Elemente der Veranstaltung in Form von Vorlesung, Tutorium und Übungsaufgaben.  
  • Alles-Nutzer: Sie nehmen alle Angebote wahr und weisen die höchste Anstrengung und Regelmäßigkeit auf. Es handelt sich überwiegend um Studierende, die die Klausur bereits erfolglos mitgeschrieben haben. 
  • Passiv-Nutzer: Sie  gehen fast nur ins Tutorium und zeigen die mit Abstand geringste Anstrengung, Regelmäßigkeit und Persistenz. Sowohl zu Beginn als auch zur Mitte des Semesters erbringen sie die niedrigsten Leistungen bei geringstem Leistungszuwachs. Sie stellen eine Risikogruppe dar, die schwer zu erreichen ist. 

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass nicht nur die Studienvoraussetzungen, sondern auch das Lernverhalten mit der Nutzung der Veranstaltungselemente sehr heterogen sind. Detaillierte und weitere Ergebnisse sind in Voßkamp & Laging (2016) dokumentiert.

In einer weiteren Untersuchung, ebenfalls auf den Daten für das Wintersemester 2011/12, wurde mittels einer Bildungsproduktionsfunktion die Ergebnisse der Studierenden in dem Eingangstest und dem  Zwischentest (9. Veranstaltungswoche) geschätzt. Als Erklärende dienten zahlreiche Variablen, die zu den Blöcken

  • Socio-economic and biographic variables (B)
  • Study-specific variables (S)
  • Motivational factors (M)
  • Learning strategies (L)
  • Working habits (W)
  • Use of support (U)

zusammengefasst wurden. Es zeigte sich, dass insbesondere die Art des Schulabschlusses, die Abschlussnote und die Mathematiknote wesentlich zur Erklärung beitragen. Darüber hinaus spielen verschiedenen motivationale Variablen eine Rolle. Die detaillierten Ergebnisse sind in Laging/Voßkamp (2017) dokumentiert.

Weitere Planungen 

Seit 2009 werden im Zuge des Moduls Mathematik für Wirtschaftswissenschaften Eingangstests und Befragungen in jedem Wintersemester durchgeführt. Dies ermöglicht, die Veränderungen der mathematischen Kompetenzen von Studienanfänger/innen wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge in den Jahren 2009 bis heute nach Art und Umfang, Ursachen, Wirkungen und Konsequenzen zu untersuchen. Diese Analysen sollen in einem zukünftigen Projekt durchgeführt werden.

Links zu verwandten Projekten:

MatheProWiwi

Mathematik-Propädeutik für Technik- und Wirtschaftswissenschaften

Projekt Zielgruppenspezifische Tutorien

Laging, A., & Voßkamp, R. (2017). Determinants of Maths Performance of First-Year Business Administration and Economics Students. International Journal of Research in Undergraduate Mathematics Education, 1-35.

Laging, A., & Voßkamp, R. (2016). Identifizierung von Nutzertypen bei fakultativen Angeboten zur Mathematik in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen. In A. Hoppenbrock, R. Biehler, R. Hochmuth, & H.-G. Rück (Eds.), Lehren und Lernen von Mathematik in der Studieneingangsphase (pp. 585-600). Wiesbaden: Springer.

Voßkamp, R., & Laging, A. (2014). Teilnahmeentscheidungen und Erfolg. In I. Bausch, R. Biehler, R. Bruder, P. R. Fischer, R. Hochmuth, W. Koepf, S. Schreiber, & T. Wassong (Eds.), Mathematische Vor-und Brückenkurse: Konzepte, Probleme und Perspektiven (pp. 67-83). Wiesbaden: Springer.

Ansprechpartner

Apl. Prof. Dr. Rainer Voßkamp
Universität Kassel

Raum:        2108 (Wiso A)
Telefon:     +49 561 804-3036
E-Mail:        vosskamp(at)uni-kassel(dot)de

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