Mo­tiv­a­tion­sentwicklung im Math­em­atikstu­di­um

Prof. Dr. Michael Liebendörfer, Universität Paderborn
Betreuer: Prof. Dr. R. Hochmuth

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Kurzbeschreibung des Dissertationsvorhabens

Fachinteresse gilt als guter Prädiktor von verständnisorientiertem Lernen, Anstrengung und Lernerfolg, daneben stellt es als Ausdruck einer stabilen, positiven Beziehung zur Mathematik selbst ein Ausbildungsziel dar. Nationale und internationale Studien deuten allerdings auf erhebliche Motivationsprobleme am Beginn eines Fach- oder Lehramtsstudiums der Mathematik hin. Aufbauend auf der Münchner Interessetheorie und ihren Verbindungen zur Selbstbestimmungstheorie der Motivation von Deci und Ryan wurde die Entstehung oder auch nicht-Entstehung von Interesse an Hochschulmathematik mit Fokus auf das subjektive Erleben des Studienanfangs rekonstruiert. Zentral sind dabei die Befriedigung der psychologischen Grundbedürfnisse nach erlebter Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit.

Die Theorien haben sich in vielen Studien bewährt, sind aber in der Hochschulmathematik nur sehr wenig angewendet worden. Eine der Hauptfragen war daher, wie sich Erleben oder Frustration der drei Bedürfnisse im Mathematikstudium darstellen. Dazu wurden längsschnittlich bis zu drei halbstrukturierte Interviews mit Studierenden im ersten Studienjahr geführt. Für die Auswertung wurden die Interviews entsprechend der Kategorien aus dem theoretischen Modell mit dem Ansatz der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring) untersucht.

Die Ergebnisse zeigen nicht nur problematische Bedingungen insbesondere beim Kompetenz- und Autonomieerleben sondern auch nur vereinzelt die Entwicklung von Fachinteresse. Dazu passend liegt ein überwiegend problematisches Erleben bezüglich der Grundbedürfnisse nach erlebter Kompetenz und Autonomie vor. Besonders bedeutsam sind dabei Schwierigkeiten, mit der formalistisch fundierten Hochschulmathematik eigenständig zu handeln. Begriffsbildungen, Erklärungen und Lösungsstrategien aus der Schulmathematik sind hier nicht mehr adäquat, alternative Herangehensweisen sind den Studierenden aber kaum bekannt. Zusammen mit den verpflichtenden Übungsaufgaben ergibt sich die Situation ständigen Drucks, etwas tun zu müssen, von dem man nicht weiß, wie es geht. Lehramtsstudierende unterscheiden sich von Fachstudierenden dabei kaum bezüglich der Befriedigung der drei Bedürfnisse, berichten aber mehr Frustration bezüglich aller drei Bedürfnisse.

Die Dissertation wurde 2017 fertiggestellt und ist mittlerweile im Springer-Verlag erschienen.

Liebendörfer, M. (2018). Motivationsentwicklung im Mathematikstudium. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22507-0

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